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Reiseinformationen: Nordsee

Wo man Watt erleben kann...

Eine platte Schlickfläche, durchzogen von Prielen, garniert mit spaghetti-artigen Häufchen - so soll das pralle Leben aussehen? Wer im schleswig-holsteinischen Wattenmeer Augen und Ohren offen hält, wird genau dies feststellen. Bei Ebbe blubbert und knistert der Boden: Auf einem Quadratmeter Watt leben bis zu zwei Millionen Organismen. Mehrere hundert Lebewesen haben auf den regelmäßig überfluteten Salzwiesen ihren höchst speziellen Lebensraum gefunden und können nur dort existieren. Und nirgends sonst in Europa leben so viele verschiedene Vögel wie im Wattenmeer - allein im Frühjahr und Spätsommer rasten hier mehr als zwei Millionen Wat- und Wasservögel, die an den Küsten Sibiriens, Grönlands und Kanadas brüten. Der Nationalpark fasziniert jedoch nicht nur durch seine Artenvielfalt, er ist mit 4.410 Quadratkilometern auch der größte zwischen Sizilien und dem Nordkap.

Einzigartig auf der Welt sind die Halligen, die als Teil des Nationalparks unter besonderem Schutz stehen. Diese kleinen, flachen Eilande wurden im Laufe der Jahrhunderte aus dem fruchtbaren Schlickboden aufgehäuft oder sind nach den großen "Mandränken", den Sturmfluten des Mittelalters, als Teil größerer Landteile zurückgeblieben. Sie besitzen keinen Deich und werden während der Herbst- und Winterstürme regelmäßig überflutet. Ihre Häuser stehen darum auf künstlich aufgeschütteten Hügeln, den Warften.

Die fünf großen Halligen Hooge, Langeneß, Oland, Gröde und Nordstrandischmoor - "groß" bedeutet anderthalb bis neun Quadratkilometer - sind das ganze Jahr über bewohnt und für Urlauber ein willkommenes Ziel für eine Auszeit von Hektik und Stress. Reine Luft, klares Licht und leuchtende Farben lassen den Alltag vergessen, und das Wettergeschehen im 360-Grad-Panorama ist großes Kino für alle Sinne. Historische Kirchen, Heimatmuseen und nicht zuletzt der Königspesel auf Hallig Hooge berichten vom Leben draußen im Wattenmeer. In den gemütlichen Kneipen und Cafés erfährt man bei einem Pharisäer mehr über das moderne Halligdasein und das letzte "Landunter".

Auf der Hamburger Hallig, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist, hat der Naturschutzbund (NABU) eine Beobachtungsstation und eine Wattwerkstatt für Tagesausflügler eingerichtet. Der "Hallig-Krog" ist für seine sommerlichen Grillabende mit Fleisch vom Salzwiesenlamm bekannt.

Auf Süderoog betreiben die Matthiesens eine ökologische Landwirtschaft. Zweimal wöchentlich macht sich der Wattpostbote Knud Knudsen von Pellworm aus mit seinem gelben Rucksack auf den Weg nach Süderoog. Während des Sommers begleitet er hin und wieder auch Brautleute durch Schlick und Priele, denn in Matthisens guter Stube, dem Pesel, kann auch geheiratet werden.

Die drei Halligen Norderoog, Südfall und Habel werden im Auftrag des Nationalparkamtes vom Verein Jordsand betreut. Auf Südfall empfängt das Ehepaar Erichsen Tagesgäste, die zu Fuß oder mit dem Pferdefuhrwerk durchs Watt kommen. Auf Norderoog lebt ein Vogelwart, der außerhalb der Brutzeit Führungen anbietet. Habel, mit 3,6 Hektar die kleinste Hallig, gehört allein der Natur.

Überall im Nationalpark gehen Urlauber mit Kescher und Lupe barfuß auf Wattwanderung oder liegen mit dem Fernglas am Deich auf der Lauer. Doch um Ebbe und Flut, Vogelzug und Wetter und viele weitere Phänomene zu verstehen, braucht es mehr als scharfe Sinne. Info-Stationen und vor allem die vielen professionellen Wattführer und Nationalpark-Ranger öffnen Gästen und Einheimischen die Augen und Ohren für die Geheimnisse der Landschaft. Kindern und Erwachsenen erschließt sich dabei eine völlig neue Welt: Die platte braune Schlickfläche wird zum lebensprallen Dschungel, Salzwiesen, Priele und Strand zu einer Experimentierzone der Naturgewalten und jede Hallig zu einem eigenen kleinen Kosmos voller versteckter Überraschungen.

Gute Ausgangspunkte für geführte und individuelle Wanderungen im Watt, am Strand und durch das Deichvorland sind die Informationszentren des Nationalparkamts, der Schutzstation Wattenmeer, des Vereins Jordsand und des Naturschutzbunds Deutschland (NABU). Das ganze Jahr über, vor allem jedoch zwischen April und Oktober, starten regelmäßig allgemeine und themenspezifische Touren.

So läuft man von der Badestelle Lüttmoorsiel im Beltringharder Koog aus durchs Watt zur Hallig Nordstrandischmoor, nascht auf einer Salzwiesenführung auf der Hamburger Hallig den Queller und aromatische Kräuter, beobachtet das Licht der Leuchtfeuer und die Sterne am Abendhimmel auf einer nächtlichen Strandwanderung in St. Peter-Ording, holt Taschenkrebs, Seestern & Co. auf einer Seetierfangfahrt an die Meeresoberfläche oder lauscht auf Sylt im Sonnenuntergang Märchen, Mythen und Sagen aus der Zeit der alten Friesen. Ein besonderes Abenteuer sind die Wanderungen weit hinaus ins Watt zur Hallig Süderoog, zum Japsand zwischen Hallig Hooge und Amrum, zum Blauortsand oder zum Priel "Ossengoot" vor Büsum.